宗婉 Zong Wan (spätes 19. Jhd.)
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望湘人•秋意 |
Wang Xiang Ren: Herbststimmung |
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渐秋容黯淡, |
Allmählich wird das Gesicht des Herbstes fahl |
秋气寂廖, |
Und die tristen Tage des Herbstes wirken verlassen |
断烟疏雨时候。 |
Es ist die Zeit, in der im öden Dunst spärlicher Regen fällt |
落叶敲窗, |
Fallende Blätter schlagen ans Fenster |
乱峰锁梦, |
Wirre Gipfel schließen meine Träume ein |
梦与叶声同坠。 |
Meine Träume fallen zusammen mit dem Klang der Blätter |
病感三分, |
Ich fühle mich zu drei Teilen krank |
二分中酒, |
Zwei Teile davon kommen vom Wein |
一分憔悴。 |
Ein Teil ist Altersschwäche |
听雁声远过潇湘, |
Ich höre in der Ferne die Schreie der Wildgänse über dem Xiao und dem Xiang |
暗昘秋魂惊碎。 |
Sie erschrecken und brechen heimlich die Seele des Herbstes |
闲上高楼独倚。 |
In Muße steige ich auf den hohen Turm und lehne mich einsam an |
正秋风袅袅, |
Eben wiegen sich im Herbstwind |
洞庭波矣。 |
Die Wellen des Dongting Sees |
叹吟到离骚, |
Seufzend rezitiere ich das Li Sao |
怅望雾鬟云髻。 |
Trübsinnig schaue ich mir die hochgesteckten Frisuren von Nebel und Wolken an |
夕阳林梢, |
Die Sonne geht an den Zweigspitzen des Waldes unter |
暮云天际。 |
Am Horizont sind Abendwolken |
一片苍凉之意。 |
Es ist ein Anflug von Trostlosigkeit |
目渺渺不见湘君, |
Mit meinem verschwommenen Blick sehe ich die Göttin vom Xiang Fluss nicht |
岸草汀兰谁寄。 |
Wem kann ich das Gras am Ufer und die Orchideen von der Sandbank schicken |